Dr.  Manfred  Krill  Verlag FÜR PSYCHOANALYSE

HAINERBERGWEG 53, D-61462 KÖNIGSTEIN IM TAUNUS

Telefon 06174-23660

Inh.: Dr. med. Manfred Krill

 

 

 

 

 

Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse

Hainerbergweg 53, D-61462 Königstein im Taunus 

( ISBN des Verlags 978-3-9815177)

erschienen 2013

ISBN: 978-3- 9815177-3-6

im Druck

 

Verkaufspreis  26,00 €

 

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oder per Brief bei:

 

Dr. Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse

Hainerbergweg 53

D-61462 Königstein im Taunus

 

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Lieferung nur gegen Vorauskasse.

 

 

Vorwort

Auch am Beispiel der Anorexia nervosa (AN) lässt sich die Leistungsfähigkeit der Mainstream-Analyse, der Klassischen Kompromisstheorie, erkennen. Abwehranalyse kann hier auf ein schwer zu verstehendes und schwer zu behandelndes Krankheitsbild angewandt werden, und sie kann so einen neuen Schub erfahren.

Traditionell herrscht eine Zugangsweise vor, die auf nur einzelne Komponenten des neurotischen Konflikts bei AN fokussiert, so Wünschen nach Halt oder Ängsten.

Auf eine durchgängige Systematisierung wurde bewusst verzichtet, zumal diese mit Nachteilen (Erstarrung, Aura von Endgültigkeit, unerfüllbarer Anspruch) verbunden wäre.

Bevorzugt wurde eine Darstellung von Schwerpunkten, die klinisch, auch für das Antragsverfahren bei tiefenpsychologisch und analytisch orientierter Psychotherapie (Krill 2008), bedeutsam sind. Der interessierte Leser wird sich zurechtfinden.

Im Mittelpunkt stehen nicht irgendwelche von den zahllosen Konflikten, die wir alle täglich erleben, zu bewältigen haben und auch in der Regel gut überwinden, sondern diejenigen inneren unbewussten Konflikte, die zur Symptombildung bei der AN geführt haben („symptombedeutsam“).

Analyse wird nicht verstanden als ein mehr oder weniger selbstgefälliges, beliebig ausführliches oder beliebig einfühlsames Nachzeichnen innerseelischer (einschließlich sog. intersubjektiver) Vorgänge aus der Gegenwart oder gar aus der „möglichst frühen Kindheit“ („race back“, „ehrgeiziges Wettrennen Gewissenloser in die früheste Vergangenheit um jeden Preis“, - „darf es etwas früher sein?“, Shapiro 1981) , schon gar nicht als deren bloßes Benennen, sondern als Auftrag, die jetzigen symptomrelevanten innerseelischen Konflikte in den Patienten, die an einer AN leiden, zu lösen und auf diesem Wege für diese schwerwiegende Erkrankung eine Besserung zu ermöglichen.

Analyse wird hier auf das zurückgeführt, was es ursprünglich war: Lösung von unbewussten inneren Konflikten, soweit sie zu Symptomen geführt haben.

Das Buch plädiert für Bescheidenheit in den Zielen und in dem Weg, diese zu erreichen, nämlich solider, handwerklicher Arbeit bereits in der Diagnostik. Dies bedeutet nicht weniger, als dass alle (!) Konfliktkomponenten, als Erstes die Abwehr, dann die Wünsche, darunter vor allem auch die aggressiven, die Ängste, die Schuld- und Schamgefühle geduldig aufzusuchen sind (Krill 2008, 2012). Dies ist sehr lohnend, freilich auch anstrengend und deshalb nicht gerade beliebt.

Neben der Abwehr werden insbesondere aggressive Regungen im Patienten und in den helfenden Personen tabuisiert.

Ein Schelm, wer denkt, manche Analytiker könnten in diesem Sinne eine Phobie vor Abwehranalyse entwickelt haben und möchten sich lieber Geschichten von Vater und Mutter erzählen lassen, diese durch gelegentliche Bemerkungen begleiten und hoffen, dass die Entwicklung von Übertragung und Gegenübertragung „schon alles richten wird“.

Das Übersehen aggressiver Regungen fällt auch deshalb nicht auf, weil heute das ständige Suchen nach groben Formen der Gewalt gesellschafts- und medienüblich ist und das Wort „Gewalt“ auch da eingesetzt wird, wo es dem Sprachgebrauch nicht entspricht.

Darüber werden die feineren, z. T. unbewussten Formen von Aggression in Form von Obstruktion, Auflaufenlassen, Manipulation und Erniedrigung der Mutter und der helfenden Personen überhaupt vernachlässigt oder gar übersehen.

In dieser Beziehung herrscht heute in den helfenden Berufen unprofessionelle Blindheit (Berufsblindheit) vor.

 Es ist merkwürdig, dass das Wissen um Abwehrformen und um unbewusste aggressive Motivationen (aggressive Wünsche) und Handlungen ausgerechnet in der Psychoanalyse nicht selten wieder verlorengegangen ist, gewiss nicht theoretisch, wohl aber in der praktischen Durchführung.

Psychoanalyse ist nicht davor gefeit, wieder Erkenntnisse über die Kraft des Unbewussten einzubüßen und zu bloßen intellektualisierenden Beschreibungen und Glasperlenspielen mit bloßen Begriffen zu verflachen.

Arbeit an der Abwehr müssen wir keineswegs der Verhaltenstherapie überlassen. Wir können etwas mehr bieten: Die Aufdeckung und Bearbeitung auch der unbewussten Motivationen, die Abwehr auslösen.

Wie immer wird hier auf eine präzise Sprache Wert gelegt. Eine verschwommene Sprache, darunter auch oft aus fremden Gebieten entlehnte (s. Krill 2008, 69ff, 75 ff, 82ff, 88ff ,105ff, 335 ff) und nicht immer von Eitelkeiten freie, hat auch ungünstige Rückwirkungen auf den Therapeuten selbst, nicht nur auf den Patienten.

Inhaltliche Wiederholungen im Text sind beabsichtigt, weil ich glaube, dass sie nützlich sind.

Königstein, im Mai 2013  

Buchrückseite

Das Buch geht detailliert auf die Anorexia nervosa (AN) ein, unter Berücksichtigung deutscher und angloamerikanischer Literatur. Es ist durch präzise und zugleich umfassende Darstellung der Psychodynamik dieser katastrophalen Erkrankung gekennzeichnet.

Dabei kommt die traditionelle, gesellschaftskonforme Vernachlässigung „feinerer“ aggressiver Regungen im Patienten wie in den Therapeuten / im Pflegepersonal / in den Klinikleitungen zur Sprache. Das heute ständige Suchen nach groben Formen der Gewalt hat die nicht sogleich auffälligen, unbewussten Formen von Gewalt in Form von Obstruktion, Auflaufenlassen, Manipulation und Erniedrigung der helfenden Personen übersehen lassen. In dieser Beziehung herrscht heute in den helfenden Berufen unprofessionelle Blindheit vor. Können auch Analytiker eine Phobie vor Gedanken an aggressive Regungen haben?

Der Autor legt auch in diesem Werk großen Wert auf sprachliche Genauigkeit und Gefühlsnähe.

Übertragung und Gegenübertragung werden unter kompromisstheoretischen Gesichtspunkten, insbesondere nach dem bedeutenden US- amerikanischen Psychoanalytiker Paul GRAY, gesehen und eingeordnet.

Dr. med. Manfred Krill ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, mit den Zusatztiteln Psychotherapie und Psychoanalyse, Psychoanalytiker (DPV), Supervisor, war Dozent und ist Veranstalter psychoanalytischer Seminare und Verfasser mehrerer Publikationen zu psychoanalytischen Themen. Er studierte neben Medizin Kunstgeschichte, Germanistik, Film- und Theaterwissenschaft.

Bekannt wurde der Autor durch seine viel gelesene Publikation „Das Gutachterverfahren“ (Psychosozialverlag Gießen, 2008) mit Falldarstellungen, Begriffsklärungen, einem Kapitel über Partnerschaften aus psychoanalytischer Sicht sowie Ausführungen über Fehlentwicklungen in der psychoanalytischen Fachsprache, durch sein Buch über die Klassische Psychoanalytische Kompromisstheorie sowie durch seine Monographie „Ödipus` Ende“ (Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften 2011 Bern, Oxford, New York, Paris, Brüssel, Frankfurt) sowie andere Publikationen.

Inhalt

Seite

Impressum                                                                                          

3

Vorwort                                                                                               

4

 

 

I. Allgemeines                                                                                               

10

Cut-off-Werte                                                                                       

11

Negative Therapeutische Reaktion (NTR)                                      

12

   Typische Fehler bei der Befunderhebung (Selbstbefragungsbögen,  

 

        Ankreuzmethoden), beim Ausschluss einer schizophrenen Psychose

 

        Unfähigkeit zur Erhebung der Eigenanamnese und der   

 

        Fremdanamnese durch Hilfskräfte                                              

13

        Differentialdiagnose zu Psychosen                                              

13

   Gesellschaftliche Einflüsse, einschließlich der von Medien und von der

 

        Fangemeinde                                                                              

14

 

 

II. Übersicht über die Literatur                                                          

16

        Nichterwähnung aggressiver Regungen, „psychoaggressive vs.   

 

        psychosexuelle Entwicklung“                                                    

16

        Truglia 2013                                                                               

17

        lautstarke v.s stille Aggressivität                                                  

19

        Schneider, G. 2004                                                                

19-23

        Gray 1973-2005                                                                          

20

        Krill 2008, 2011                                                                        

20

        Nikendei & Herzog 2005                                                           

21

        Herpetz & Zipfel & de Zwaan2008                                            

21

        Bruch. 1979, 1982, 1994                                                             

24

        Robson 1988                                                                             

25

        Wollburg 2013                                                                           

26

        Orlinski et al. 1994                                                                     

29

        Weinberger & Rasco 2007                                                           

29

        Hayes et al. 1999, 2002                                                               

29

        Tan et al. 2003                                                                                              

29

        Ryan & Deci 2001                                                                     

32

        Judge et al. 2002                                                                        

32

       Carver, Sutton & Scheier  2010                                                   

32

       Harmon-Jones et al. 1997                                                                                                                                        

32

       Irwin W, Dottl DA 1997                                                            

32

       Serpell L, Livingstone A, Neiderman M, Lask B 2002                                                                                                                                                                                                 

32

 

 

III. Die einzelnen Komponenten des zugrundeliegenden Konflikts

 

      Wünsche                                                                                 

33

            libidinöse nach Halt                                                            

33

            aggressive                                                                          

34

               verbaler Ausdruck                                                         

34

               nonverbaler Ausdruck                                                   

34

      Einige spezielle Auswirkungen aggressiver Regungen und deren

 

  Nichterledigen von Aufgaben, Arbeitswut                           

35

 

Übermaß an Skrupelhaftigkeit und die Unbeweglichkeit in

 

  ethischen Fragen                                                                 

35

 

 Unfähigkeit, sich von alten, unbrauchbaren, schlecht aussehenden   

 

      Sachen zu trennen                                                            

35

 Zwangsgedanken und Zwangshandlungen                            

35

 Unfähigkeit, Aufgaben an Andere zu delegieren                    

35

 Geiz, Festhalten von Geld, Starrsinn                                     

36

Wünsche                                                                                

36

       Schuldgefühle                                                                         

38

       Ängste, darunter Vergeltungsängste                                         

39

       Schamgefühle                                                                          

40

      Häufige Abwehrformen                                                           

43

           Idealisierung                                                                              

43

           Wendung gegen die eigene Person                                                    

43

           Isolierung                                                                             

43

           Verleugnung                                                                        

43

           Rationalisierung                                                                   

44

 

 

IV. Gegenübertragung und deren Abwehr im männlichen Therapeuten

 

    Erotische Anziehung                                                           

45

Distanziertheit                                                                         

46

Korrektheit, Betonung von Abstinenz und Neutralität            

46

Intellektualisieren, Isolierung                                                   

46

„Aufarbeiten der frühen Kindheit“                                          

46

Verneinung und Verleugnung (der Attraktivität der Patientin) 

46

Reaktionsbildung                                                                     

46

 

 

Verschiebung (beide bleiben mit erotischen Wünschen und          

 

    deren Abwehr befasst)                                                         

46

Erschrockensein, Resignation                                                  

47

 

 

V. Biographie, Rolle der Geschwister                                             

49

 

 

VI. Ein psychoanalytischer Leckerbissen: Ein Speiseplan für AN-Kranke 

 

         unter Abwehr-Gesichtspunkten                                            

51

 

 

VII. Literatur                                                                                   

54

 

 

VIII. Buchrückseite                                                                          

55

   

Leseproben:

S. 35

aggressive Wünsche, der Demonstration von Bedürfnislosigkeit nach außen, der Abneigung, sich emotional mit Anderen einzulassen.

Das Nichterledigen von Aufgaben sowie Arbeitswut dürften die gleiche Bedeutung haben. Der Patient bleibt so mit sich selbst beschäftigt.

Das Übermaß an Skrupelhaftigkeit und die Unbeweglichkeit in ethischen Fragen dürfte auf die vermehrten Schuldgefühle und Vergeltungsängste zurückgehen.

Sich von alten, unbrauchbaren, schlecht aussehenden Sachen nicht trennen zu können (Serpell L, Livingstone A, Neiderman M, Lask B. 2002), also die fällige Trennung zu vermeiden, lässt sich als Abwehr von  ehrgeizigen Wünschen, bewundert werden zu wollen, und daraus resultierender Schuldgefühle, sowie als Versuch verstehen, stattdessen Bedürfnislosigkeit zu zeigen.

Alle Zwangsgedanken und Zwangshandlungen dienen Wünschen nach Macht und deren Abwehr in Form von Wendung gegen sich selbst (umständliche, jeden Ablauf hemmenden Rituale, Gebete, besonders im Beruf, weil der Patient dort die meiste Zeit verbringt und dort die Ziele besonders wichtig sind, - ein ungeheurer Zeitverlust), der Abwehr von Schuld- und Schamgefühlen sowie von Vergeltungsängsten wegen der eigenen aggressiven Regungen, oft unter gleichzeitiger Abwehr durch Verschiebung auf andere Personen oder andere Gefahren, der Vermeidung von emotionalen Kontakten, da die Patienten mit sich selbst beschäftigt sind.

Das Realitätsfremde, Unsinnige wird dabei nicht von Kindern erkannt (Serpell 2002).

 

S. 46

Die männlichen Therapeuten sind gezwungen, ihre Gegenübertragung, die in erotischen Gefühlen besteht, abzuwehren durch betonte Distanziertheit, Korrektheit, Intellektualisieren und „Aufarbeiten der frühen Kindheit“. Die frühe Kindheit oder das, was Patient und Therapeut dafür halten, eignet sich besonders zur Verschiebung auf andere und frühere Personen, damit aus der gegenwärtigen Übertragung und der Gegenübertragung die Hitze entweicht und beide nicht ins Agieren (enactment) geraten.

Ferner besteht die Abwehr in grober Verneinung und Verleugnung (der Attraktivität der Patientin), sowie in Reaktionsbildung:

Der männliche Therapeut muss sich gegenteilig verhalten, also durch sein Verhalten und Sprechen vorgeben, er sei in keiner Weise erotisch angezogen, sondern neutral oder sogar abgestoßen. Im Alltagsleben bezeichnet man dies als Verlogenheit.

Regelmäßig zu beobachten sind im Therapeuten Intellektualisieren (über sorgsam konstruierte, meistens lehrbuchhafte psychologische Zusammenhänge) und Isolierung (er muss sich völlig gefühllos geben, um seine erotischen Wünsche nicht erkennen zu lassen).

Ob und was der männliche Therapeut dabei körperlich empfindet, wird niemals berichtet. Nicht einmal seine erotischen Phantasien werden in den Einzelheiten dargestellt. Dies ist nicht schlimm, wenn er diese immerhin bei sich selbst erkennt.

Die Erotik der Behandlungsatmosphäre ist insofern der Patientin wie dem Therapeuten willkommen, als sie dazu führt, dass beide ganz mit erotischen Wünschen und deren Abwehr befasst sind und so aggressive Gefühle und deren Abwehr nicht bewusst werden und nicht bearbeitet werden müssen. Man ist anderweitig beschäftigt.

 

 

 

 

 

 

 

        

 

 

        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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